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Rettet dem Genitiv sein Bestehen
Sprache wandelt sich. Und somit auch die Häufigkeit des Gebrauchs (oder
heißt es von dem Gebrauch
?) verschiedener grammatischer
Konstrukte.
Der Genitiv ist einer der Fälle, die derzeit nicht mehr an Stellen,
wo dieser zu gebrauchen ist, benutzt wird. An seine Stelle rückt der Dativ.
Der Gebrauch des Genitivs hört sich in unserer Sprache nach
"gekünsteltem" oder "gehobenem" Satzbau an.
Die Kutsche des Königs
mögen manche noch durchgehen
lassen, da der Inhalt auch etwas "Gehobenes" ist. Doch das
Auto meines Großvaters
hört sich anscheinend schlimmer an als
das Auto von Opa
oder auch das Auto vom Opa
.
Viel schlimmer als die einfache Verwendung des Dativ ist hingegen die
Umschreibung mit dem Wort "sein". Das ist Carlo sein
Stift.
Alex seine Mutter hat gesagt...
Woa! Da muss ich schon ein Wort schreiben, das es gar nicht gibt, um
meine Meinung dazu kundzutun. Und wo wir gerade dabei sind: Es gibt noch
ein Zeichen, dass im Zusammenhang mit dem Genitiv zu oft benutzt wird:
Es geht um das Apostroph. Carlos Stift
kommt ohne dieses
aus, bei Alex' Mutter
muss es hingegen gebraucht werden, und
zwar ohne das Genitiv-S.
Bei Formulierungen wie Andreas Katze
kann man nicht wissen,
ob jemand das Apostroph nicht kennt oder den korrekten Genitiv der
weilbichen Namensform gebildet hat. Daher ist das Apostoph auch zur
Verdeutlichung erlaubt: Andreas' Katze hat einen männlichen
Besitzer
, Andrea's Katze hat eine weibliche
Besitzerin
.
Lasst uns gemeinsam den Angriff vom Dativ und dem Wort "sein" vereilten und uns dem Genitiv zuwenden - zumindest an den Stellen, wo dieser hingehört.